Erfahrungen von Desinfektor und Tatortreiniger Marcell Engel
Bad Soden/Frankfurt, 20.01.2021. Der Lockdown geht verschärft in die Verlängerung: Seit einem Jahr ist der Alltag aller Menschen weltweit durch den Ausbruch der Corona-Pandemie und deren Folgen geprägt. Die vergangenen Monate haben auch das Leben und Arbeiten von Marcell Engel, Tatortreiniger, Desinfektor und Geschäftsführer des Frankfurter Unternehmens Akut SOS Clean GmbH maßgeblich verändert. Er war und ist lokal, national und international als Experte gefragt. Im Folgenden gibt er Einblicke, auf welche Weise plötzlich alles anders war, wie er und seine Mitarbeiter damit umgehen und welche Entwicklung er erwartet.
Wie hat sich bei Ihrem Unternehmen die Pandemie und deren Verlauf bemerkbar gemacht?
„Zunächst einmal ging es mit einer Flut an Aufträgen im Bereich Spezialdesinfektion los. Unsere spezialisierte Verfahrensweise hat dadurch innerhalb kürzester Zeit verstärkt internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden. In der Folge sind wir nun ab März dieses Jahres in den USA an den Standorten Washington und New York stationiert. Zudem sind wir fest in den Metropolen Paris, Mailand, Madrid und Warschau präsent. Das hätten wir uns in 2020 in Bezug auf Desinfektion und Expansion nicht vorstellen können. Diese Entwicklung hat durch die Corona-Krise rasant Fahrt aufgenommen. Dadurch hat sich die Situation für die Mitarbeiter deutlich verändert. Erhöhter Arbeitseinsatz und maximale Flexibilität sind gefordert. Das hat meine Teams bis an die Belastungsgrenze gebracht und ich bin dankbar, dass ich rund um die Uhr und in brenzligen Situationen auf sie zählen darf.“
Und wie hat sich die Corona-Situation bei Ihnen persönlich ausgewirkt?
„Das Leben ist komplett anders geworden. So musste ich für das, was ich gerne mache – wie beispielsweise Sport als Ausgleich zum fordernden Job – andere Wege finden. Rituale wie ins Fitnessstudio gehen, sind immer wieder unterbrochen worden. Das fehlt mir. Meine Essensgewohnheiten haben sich darüber hinaus gewaltig geändert. Ich habe die Mittagspause zelebriert, um eine kleine Auszeit zu nehmen. Dazu bin ich aus dem Büro gegangen, um nicht drei Dinge gleichzeitig zu machen. Es geht ja nicht nur um Nahrungsaufnahme, sondern der Körper und Geist braucht einen Moment Ruhe. Jetzt nehme ich mir Vorgekochtes mit und esse eben doch im Büro. Und erledige während des Essens das Eine oder andere. Was ich sonst in der Mittagspause bewusst vermieden habe.“
Hat der Verlauf der Pandemie Ihre Geschäftstätigkeit maßgeblich beeinflusst?
„Die Lockdowns haben uns natürlich auch betroffen. Wir bedienen jetzt in erster Linie die Nischen unserer 50 Gewerke. Das sind freilich große Felder. Trauriger Weise sind Leichenfundorte durch Suizid und deren Reinigung stark angestiegen. Unsere Auswertung hat ergeben, dass wir allein in Deutschland und Österreich einen Anstieg um 650 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre verzeichnen. Da liegt der Zusammenhang von der Pandemie, deren Auswirkungen und der hohen Anzahl der Suizide nahe.
Was uns auch in Atem hält, sind die Anrufe der vielen Hilfesuchenden, die wie ein Tsunami über uns gekommen sind. Wir stellen nach wie vor Videos und Ratgeber kostenfrei auf unserer Website zur Verfügung. Sie bieten Tipps in Fragen wie „Wie wird die Maske richtig getragen?”, „Wie desinfiziere ich Flächen?“ und „Wie schütze ich mich und Andere am besten?“. Unfassbar, was wir damit bewirkt haben. Insgesamt gibt es über eine Million Downloads – Stand heute. Wir sind froh, dass wir Menschen damit helfen und offensichtlich Unsicherheiten und Ängste nehmen. Es ist erfreulich, dass dies so viel Anklang findet und wir damit einen unterstützenden Beitrag leisten.“
Welche weiteren Entwicklungen erwarten Sie?
„Anhand des aktuellen Infektionsgeschehens und der Unsicherheiten wie weitere Mutationen des Virus sowie einer möglichen Infektionswelle bin ich schon im Vorfeld von einer Verlängerung des Lockdowns in Kombination mit verschärften Maßnahmen ausgegangen. Wir werden da meiner Überzeugung nach nicht ohne Weiteres herauskommen. Ich habe auch in der Vergangenheit schon prognostiziert, dass eine Entspannung der Lage erst mit wärmeren Temperaturen ab April zu rechnen ist. Darüber hinaus wenn ein Großteil der Bevölkerung erfolgreich geimpft ist.
„Jetzt heißt es Durchhalten. Ein weiteres Mal alles herunterzufahren, halte ich für nahezu ausgeschlossen. Zudem bin ich davon überzeugt, dass uns das Corona-Virus mittel-bis langfristig begleiten wird. Das wird meiner Einschätzung nach ähnlich wie mit der Grippe, deren Viren auch ständig mutieren und eine Impfung immer wieder nötig machen.“
Haben Sie Tipps, die das Leben und den Alltag mit dem Virus – nun auch der mutierten Variante – etwas erleichtern?
„Wichtig finde ich, weiter positiv zu bleiben. Führen wir uns doch mal vor Augen, dass wir nicht verhungern oder verdursten müssen. Vor allem nicht passiv darauf warten, dass alles besser wird oder plötzlich vorbei ist. Das System „Decke über den Kopf“ funktioniert nicht. Ich rate dazu, im Rahmen der Möglichkeiten aktiv zu werden und Interessen wie Sport über digitale Angebote auszuleben. Eine tolle Möglichkeit sind auch Podcasts, um sich weiterzubilden, zu informieren oder kreativen Input zu bekommen.
Ganz wichtig, möglichst ohne Ängste nach vorne zu gucken. Natürlich ist das nicht immer einfach. Wer zu Hause im Homeoffice ist, gleichzeitig noch die Kinder betreuen muss und dabei noch mit Homeschooling konfrontiert ist, hat es schwer. Das ist mehr als eine Herausforderung. So ist jede Situation anders, beispielsweise fehlen natürlich die Sozialkontakte. Gerade für Alleinstehende und Kranke ist es schwierig. Dennoch: Das Leben wird weitergehen. Darum appelliere ich: Positiv bleiben und den Blick nach vorn richten.“
Planen Sie Ihren Erfahrungsschatz und die daraus gewonnenen Erkenntnisse auch einem breiten Publikum zugänglich zu machen?
„Ja, das habe ich vor. Aus einem einfachen Grund: Wir haben im Rahmen unserer Aufklärungsgespräche mit Kunden und Ratsuchenden über das Infektionsgeschehen und die entsprechenden Desinfektionen festgestellt, dass die Einstellung zum Umgang damit, enorm wichtig ist. Hier gibt es, so unsere Erkenntnis, großen Bedarf. Klarheit, also Dinge zu benennen, nimmt Menschen offenbar die Angst vor unübersichtlichen Situationen und Gefahren. Große Resonanz erfahren unsere Tipps, dieser zu begegnen. Ein Zeichen dafür ist, wie bereits gesagt, die extrem hohe Klickrate der Videos auf unserer Website und die sich daran anknüpfende Nachfrage nach weiteren. Ich wurde teils direkt und persönlich darauf angesprochen. Das hat mich dazu bewegt, eine separate Website https://www.marcellengel.com zu entwickeln, die am 1. Februar online geht. Abwechslungsreiche und individuelle Podcast bieten Infos und Tipps, beispielsweise zur Steigerung der Lebensqualität. Dabei spielen Zufriedenheit, Glück und Erfolg natürlich eine große Rolle. Das ist nur ein Baustein der neuartigen Podcast-Reihe. Zuhörer dürfen gespannt sein, denn ich lasse sie an vielen meiner Erlebnisse und Erkenntnisse von zahlreichen Tatortreinigungen und mehr teilhaben.“