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Sucht
Wie entsteht eine Sucht?
Wie entsteht eine Sucht?

Wie entsteht eine Sucht? 

Bin ich schon süchtig, wenn ich abends regelmäßig ein Glas Wein trinke? Bin ich abhängig, wenn ich beim Feiern ab und zu eine Zigarette rauche? Ist es so verwerflich am Wochenende ein paar Stunden mit dem Videospiel zu verbringen? 

Wenn wir von Sucht sprechen, ist der Grat oft schmal und oft wird eine Abhängigkeit gar nicht als solche gesehen. Fakt ist, dass so gut wie alles im Leben zu einer Sucht werden kann. Das betrifft auch grundsätzlich positive Verhaltensweisen wie Sport treiben, die Wohnung in Ordnung halten oder sich selbst „schöner“ zu machen. 

Schauen wir uns einmal die zwei unterschiedlichen Ausprägungen einer Sucht näher an. 

Substanz-Sucht und Verhaltens-Sucht

Ist von einer Sucht die Rede, sprechen wir in der Regel von der Abhängigkeit einer bestimmten Substanz. Das können zum Beispiel Alkohol, Nikotin, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Schmerzmittel, Cannabis oder andere Drogen sein. Bei dieser stoffgebundenen Sucht, oder auch Rauschmittelsucht, gibt es wiederkehrendes und oft starkes Verlangen nach der Einnahme der Substanz. Besonders gut lässt sich das an einem Flughafen beobachten oder an anderen Orten, an denen ein Rauchverbot herrscht. Sobald die Menschen ins Freie oder in eine bestimmte Zone kommen, machen sie sich eine Zigarette an. Haben sie über mehrere Stunden keinen Zugang zu ihrem Suchtmittel macht es viele schon nervös. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für andere Substanzen – je nach stärke der Abhängigkeit und des Rauschmittels werden die Entzugserscheinungen schon nach wenigen Stunden für die Betroffenen spürbar und sind für sie teilweise kaum auszuhalten.

Neben der an eine Substanz gebundenen Sucht können auch bestimmte Verhaltensweisen zu einer Sucht führen. Bei dieser sogenannten nicht-stoffgebundenen Sucht gerät ein Verhalten außer Kontrolle. Man spricht deshalb auch von einer Verhaltens- oder Tätigkeitssucht. Darunter fallen zum Beispiel die Spielsucht, Handysucht, Kaufsucht oder auch Sexsucht. Die Betroffenen sind in diesem Fall davon abhängig, das Verhalten immer und immer wieder auszuleben, oft über mehrere Stunden hinweg und können es nicht mehr kontrollieren oder damit aufhören. 

Was genau eine Sucht ausmacht, ist noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Es ist allerdings deutlich, dass bei einer Sucht die Kontrolle über das eigene Verhalten eingeschränkt ist. Betroffene spüren einen enormen Wunsch oder gar Zwang, eine Substanz einzunehmen oder einem Verhalten nachzugehen. Die Folgen einer Sucht sind oft schwerwiegend. Körper und Psyche werden oft irreparabel geschädigt, der finanzielle Ruin droht und letztlich müssen viele Menschen ihre Sucht über kurz oder lang mit dem Tod bezahlen. 

Wann kommt es zur Sucht?

Es gibt verschiedene Theorien darüber, wie eine Sucht entsteht. Das biopsychosoziale Modell liefert eine mögliche Erklärung. Wie der Name schon sagt, spielen hierbei drei Faktoren bei der Entstehung einer Sucht eine Rolle: der körperliche, psychische und soziale Aspekt. 

Unser Körper – vor allem das Gehirn – reagiert oft sehr schnell und deutlich auf bestimmte Substanzen oder Verhaltensweisen. Zu Beginn sind das durchaus positive Reaktionen wie Entspannung, mehr Selbstbewusstsein oder das Gefühl stärker zu sein. Auf psychischer Ebene können bestimmte Denkmuster eine Sucht fördern. Mangelndes Selbstwertgefühl, Versagensängste oder psychische Erkrankungen führen häufig zu Substanzkonsum oder Verhaltenssucht. Die dritte Ebene betrifft das soziale Umfeld. Erleben wir Sucht schon von klein auf in der Familie oder haben einen Freundeskreis in dem konsumiert wird, liegt es oft nahe, auch selbst eine Sucht zu entwickeln. 

Es gibt noch weitere Faktoren, die dazu beitragen, dass eine Sucht entsteht. Durch eine Substanz oder ein Verhalten werden Botenstoffe im Gehirn freigesetzt, die vor allem das Belohnungszentrum anregen. Der Konsum oder das Verhalten werden demnach zunächst mit einer belohnenden Wirkung verknüpft, die man immer und immer wieder erleben möchte. Das überraschende ist jedoch, dass die Veränderungen im Gehirn letztlich dazu führen, dass der wiederholte Konsum einer Substanz sogar negative Gefühle hervorruft. Dann schlägt es ins Gegenteil um und die betroffene Person nimmt eine Substanz zu sich, um eine Linderung dieser negativen Gefühle zu erreichen. 

Ein weiterer Punkt bei einer Abhängigkeit ist eine gewisse Konditionierung. Bei Rauchern wird das wieder einmal besonders deutlich – die Zigarette nach dem Essen oder zur Tasse Kaffee am Morgen. Bestimmte Situationen oder Personen werden dann mit der Sucht in Verbindung gebracht. Sobald das eintritt, kommt automatisch das Verlangen nach der Substanz oder des Verhaltens auf. 

Vier Phasen des Konsums

Viele Süchte entwickeln sich im Jugendalter und halten dann weiter an. Wenn wir jemanden fragen, wann er zum Beispiel mit dem Rauchen, Kiffen oder Trinken angefangen hat, werden die meisten Antworten, dass sie als Jugendliche damit in Berührung kamen. 

Häufig entsteht die Sucht dabei in vier Phasen 

  1. Kennenlernen
  2. Experimentieren
  3. Sozialer Konsum
  4. Sucht 

Kennenlernen

Viele Menschen kommen das erstmal als Jugendliche mit bestimmten Substanzen oder auch Verhaltensweisen in Berührung. Die älteren Kids in Schule rauchen, auf einem Fest oder zu einem besonderen Anlass darf man jetzt auch mal etwas Alkohol probieren, auf dem Geburtstag geht ein Joint rum. Es wird sich nach der Schule zum gemeinsamen Zocken getroffen und der Sexualtrieb läuft auf Hochtouren. Bewusst oder auch unbewusst treffen die Jugendlichen jetzt eine Entscheidung: Soll ich es selbst ausprobieren oder nicht?  

Erschwerend kommt hinzu, dass junge Menschen oft einem Gruppenzwang ausgesetzt sind. Man will ja nicht als einziger nicht mal Joint ziehen oder nachmittags nicht in der Zockergruppe sein. Gefährlich wird es, wenn es nicht einem einmaligen Konsum aus Neugierde bleibt, sondern es mehr und mehr wird. 

Experimentieren

Wer nach dem ersten Kennenlernen noch weiter konsumieren möchte, kommt in die Experimentierphase. Hier werden die eigenen Vorlieben entdeckt, es wird in der Regel mehr konsumiert und Grenzen abgesteckt. Vermutlich kennen wir das fast alle anhand von Alkohol. Wir probieren unterschiedliche Arten: Bier, Wein, harten Alkohol usw. und erleben das Gefühl das erste Mal betrunken zu sein. In dieser Phase geht es auch darum, wie viel man mitmachen möchte, wo man sich abgrenzt und die Suche nach dem besonderen Kick oder der Flucht aus dem grauen Alltag. 

Das Experimentieren ist häufig vorübergehend. Viele Jugendliche beenden nach einer Phase des Experimentierens den Konsum – insbesondere von Substanzen, die unerwünschte Nebeneffekte haben oder die gesellschaftlich weniger akzeptiert sind. Alternativ kann der experimentelle Konsum aber auch in einen sozialen Konsum übergehen.

Sozialer Konsum

In dieser Phase konsumiert man vor allem, weil es sich gut anfühlt, gut schmeckt oder gemütlich ist. Es gehört in unserem Land leider schon fast zum guten Ton, dass wenn etwas gefeiert wird, auch Substanzen ins Spiel kommen, ausgelassen oder entspannt zu sein. Der Konsum von Alkohol ist sozial anerkannt und das Glas Sekt zum Anstoßen, das Glas Wein zum Abendessen oder die Cocktails bei der Party ist für viele normal. Auch das Konsumieren von Cannabis erlebt zunehmend soziale Anerkennung. Damit kommt es allerdings zu einem Risiko: Ohne es zu merken konsumiert man mehr, öfter und aus anderen Gründen. Aus sozialem Konsum wird dann eine Gewohnheit. Es wird nicht mehr bewusst entschieden zu Rauchen oder zu trinken, sondern es gehört zum Alltag. 

Sucht

Wird der soziale Konsum zur Gewohnheit ist die Gefahr, dass sich ein problematischer Konsum bzw. eine Sucht entwickelt, hoch. Der Konsum wird häufiger und erfolgt zu anderen Tageszeiten und in größeren Mengen. Die betroffenen machen die Erfahrung, dass zum Beispiel der Alkohol ihnen hilft, sich wohler zu fühlen oder zu entspannen. Das Motiv zu konsumieren, verschiebt sich dadurch unmerklich. Es geht nicht mehr nur um Genuss, sondern die Kontrolle über den Konsum oder ein Verhalten nimmt ab und verschwindet sogar ganz. 

In diesem Stadium entstehen meist Probleme mit der Schule, der Arbeit, Beziehungen und der Gesundheit. Solange die Vorteile des Konsums jedoch größer als die Nachteile sind, werden die Personen nicht damit aufhören. Die Signale für eine Sucht sind nicht immer eindeutig zu benennen, denn viele Betroffen versuchen ihren Konsum zu verheimlichen. Ist gibt einige Anzeichen, die Hinweise auf einen 

problematischen Alkohol-, Drogen- oder Medienkonsum geben:

  • Auffallende Veränderungen im Verhalten
  • Soziale Isolierung und der Verlust von Freunden
  • Unzuverlässigkeit 
  • Kein Interesse am Umfeld
  • Niedergeschlagenheit 
  • Häufiges Sprechen über die Droge und deren Konsum
  • Finanzielle Schwierigkeiten 
  • Konzentrationsprobleme

Natürlich kommt es bei Jugendlichen auch ohne ein problematisches Konsumverhalten zu einigen Verhaltensänderungen. Ist jedoch für die Eltern als Ursache ein (zunehmender) Substanzkonsum oder bspw. die zunehmende Mediennutzung auszumachen, sollten die Themen Sucht und Konsumverhalten offen in der Familie kommuniziert werden.

Bin ich süchtig?

Damit eine Sucht entsteht, braucht es also mehrere Komponenten, die zusammenwirken. Oftmals entsteht diese auch nicht von heute auf morgen, sondern hält schleichend Einzug ins Leben, ohne das die Betroffenen direkt merken, dass sie süchtig sind. 

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