Irrationale Ängste – Killer deiner Lebensqualität
Im Schwimmbad von einem Hai angegriffen werden. Plötzlich verhaftet werden, ohne Grund. Schwanger sein, obwohl es unmöglich ist. Die Panik beim Autofahren zu vergessen, wie man eigentlich fährt. Der Schmetterling, der auf der Hand landet.
Manche mögen bei diesen Sätzen lachen, für andere sind es tatsächliche Ängste, die ihnen ein Stück Lebensqualität nehmen. Viele von uns haben eine irrationale Angst oder malen sich angsteinflößende Szenarien aus, die so nie eintreffen werden. Doch was genau sind diese irrationalen Ängste, warum treten sie auf, und wie können wir lernen, mit ihnen umzugehen?
Furcht oder Angst?
Beginnen wir damit, einmal grundsätzlich zwischen Furcht und Angst zu unterscheiden. Furcht bezieht sich immer auf eine reale Gefahrensituation. Wenn wir vor einem aggressiven Hund stehen, uns bei einem Gewitter ungeschützt auf einem Feld befinden oder ein seltsam aussehender Fremder bei uns klingelt, fürchten wir uns aus gutem Grund. Haben wir hingegen Angst vor einem Schmetterling, einem Supermarktbesuch oder davor, dass unser Haus plötzlich einstürzt, gibt es dafür keinen realen Grund.
Diese Angst ist auch dadurch definiert, dass sie unsere Lebensqualität einschränkt. Wenn wir kein Schwimmbad oder keinen Supermarkt betreten können, schränkt uns das massiv ein. Meist leiten sich diese großen Ängste von schlechten Erfahrungen und falschen Verknüpfungen im Gehirn ab.
Die wenigsten von uns haben jedoch wirklich schlechte Erfahrungen gemacht – es reicht bereits aus, wenn wir davon nur gehört oder eine Dokumentation darüber gesehen haben – selbst ein frei erfundener Spielfilm kann irrationale Ängste auslösen. Auch ein Bericht von Freunden oder aus der Familie reicht schon aus. Erzählt dir dein Bruder oder die Freundin von einem Schnabeltierbiss aus dem Australien-Urlaub kann dies für dich eine negative Erfahrung sein, die dein Gehirn als solche speichert und die von da an mit Schnabeltieren verbunden ist: Obwohl dir noch nie im Leben ein Schnabeltier begegnet ist, hast du große Angst vor ihnen.
Unser Gehirn kann diese „Erfahrung“ im Laufe der Zeit auch verallgemeinern: Aus der erzählten Angst vor einem Schnabeltierbiss kann die Angst vor Schnabeltieren im Allgemeinen werden, daraus könnte sich eine Angst vor Ottern oder Bibern entwickeln, die dem ein bisschen ähnlichsehen und später sogar vor Wasser, da sich dort ein solches Tier aufhalten könnte.
Solche Übertragungen sind nicht ungewöhnlich bei Phobien. Das Gehirn neigt dazu, Assoziationen zu bilden und ähnliche Reize als potenziell bedrohlich wahrzunehmen. In diesem Fall könnte die Person beginnen, Situationen zu vermeiden, in denen sie auf Schnabeltiere oder ähnliche Formen stoßen könnte – sei es bei einem Besuch am See oder einem Spaziergang im Park oder beim Betrachten von Naturdokumentationen.
Oft ist es uns nicht mehr möglich, zu sagen woher eine bestimmte irrationale Angst kommt, da wir nicht mehr wissen, auf welchen früheren Erfahrungen sie basieren. Die können sogar aus dem Baby-, Kinder- und Jugendalter stammen
Gerade Kinder und Jugendliche haben noch eine lebendige Fantasie. Sie können oft nicht zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Werden sie mit entsprechenden negativen Bildern konfrontiert, können bei sensiblen oder noch kleinen Kindern Ängste daraus erwachsen.
Entwickeln Erwachsene irrationale Ängste?
Im Erwachsenenalter brechen irrationale Ängste manchmal plötzlich aus. Wenn du als Kind oder im Jugendalter negative Erfahrungen gemacht hast, die nicht verarbeitet wurden, kann das später zu Ängsten führen. Gerade in der Lebensmitte treten solche Ängste manchmal wie aus dem Nichts auf. Ihr Ursprung befindet sich aber oft in frühkindlichen schlechten Erlebnissen.
Auch ein Drogenrausch oder eine sehr belastenden Lebenssituation, wie eine schmerzhafte Trennung oder extreme Konflikte können im Zusammenhang mit irrationalen Ängsten eine Rolle spielen.
Studien legen ebenfalls nahe, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Angststörungen haben möglicherweise ein höheres Risiko, selbst Phobien zu entwickeln. Neurobiologische Unterschiede im Gehirn könnten ebenfalls zur Entstehung irrationaler Ängste beitragen. Bestimmte Hirnregionen, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind, könnten bei Betroffenen anders funktionieren.
Ist jede irrationale Angst absurd?
Grundsätzlich gilt, dass die Angst für die Betroffenen immer real ist – ob vor Schmetterlingen oder Stuhlbeinen. Es gibt ganze Listen mit Fachbegriffen für Phobien, die vielen absurd erscheinen. Darunter fallen beispielsweise Alektorophobie (Angst vor Hühnern), Anatidaephobie (Angst, von einer Ente beobachtet zu werden), Chaetophobie (Angst vor Haaren), Kyphophobie (Angst, sich zu bücken), Sinistrophobie (Angst vor Dingen auf der linken Körperhälfte) usw. Den meisten, die darunter leiden, ist bewusst, dass die Angst sehr irrational ist – und doch ist sie da.
Wie ist es jetzt aber mit Ängsten, die subtiler sind? Es gibt auch die Kategorie der weniger offensichtlichen irrationalen Ängste.
Da ist die Angst vor Erfolg. Während viele Menschen den Erfolg anstreben, gibt es auch diejenigen, die unbewusst Angst davor haben. Diese Angst resultiert aus der Befürchtung, dass Erfolg zu mehr Verantwortung führt oder dass man den Erwartungen anderer nicht gerecht werden kann. Es gibt die Angst vor dem Verpassen (FOMO). Diese ist besonders in der digitalen Welt verbreitet. Sie äußert sich in der ständigen Sorge, wichtige Ereignisse oder Erfahrungen zu verpassen, was zu übermäßigem Social-Media-Konsum und Stress führt. Die Angst vor Entscheidungen, auch bekannt als Entscheidungsparalyse, ist die irrationale Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen. Diese Angst kann dazu führen, dass Menschen wichtige Entscheidungen aufschieben oder vermeiden. Weitere subtilere, irrationale Ängste sind die vor dem Scheitern, dem Alleinsein oder allgemein der Zukunft.
Der Umgang mit irrationalen Ängsten ist herausfordernd, aber es gibt verschiedene Strategien, die helfen können, diese Ängste zu bewältigen und ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben zu reduzieren
- Bewusstsein schaffen: Der erste Schritt besteht darin, die Angst zu erkennen und anzuerkennen. Führe ein Tagebuch, um Muster oder Auslöser deiner Ängste zu identifizieren.
- Rationalisierung: Versuche, deine Ängste objektiv zu betrachten. Frage dich, wie realistisch sie sind und ob es Beweise gibt, die deine Befürchtungen stützen. Oft hilft es, die Wahrscheinlichkeit des Eintretens der befürchteten Ereignisse abzuwägen.
- Atem- und Entspannungstechniken: Praktiziere Atemübungen oder Meditation, um Stress abzubauen und einen klareren Kopf zu bekommen. Diese Techniken helfen, den Körper in einen entspannten Zustand zu versetzen und die Intensität der Angst zu verringern.
- Expositionstherapie: Diese Technik beinhaltet das schrittweise Konfrontieren mit der Angst in einem kontrollierten Umfeld. Dies kann helfen, die Angstreaktion im Laufe der Zeit abzuschwächen.
- Positive Selbstgespräche: Ersetze negative Gedanken durch positive Affirmationen oder ermutigende Worte. Dies kann helfen, das Selbstvertrauen zu stärken und die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten zu verbessern.
- Unterstützung suchen: Sprich mit Freunden oder Familienmitgliedern über deine Ängste. Manchmal kann das Teilen von Sorgen allein schon entlastend wirken.
- Gesunde Lebensweise pflegen: Achte auf ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
- Setze dir realistische Ziele: Arbeite daran, kleine Schritte in Richtung deiner Ziele zu machen und feiere kleine Erfolge auf dem Weg dorthin.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Umgang mit irrationalen Ängsten Zeit braucht und dass Rückschläge normal sind. Geduld mit sich selbst und kontinuierliche Anstrengungen bewirken jedoch langfristig positive Veränderungen.
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