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Herzschmerz nach einer Trennung?
Herzschmerz nach einer Trennung?

Herzschmerz nach einer Trennung – Liebeskummer wird oft unterschätzt

Eine Trennung stellt unser Leben immer auf den Kopf. Dabei ist es egal, wie lang die Beziehung – in welcher Form auch immer – gedauert hat oder ob wir 14 oder 84 sind. Wir sprechen bei einer Trennung auch nicht umsonst von Herzschmerz. Es zerreißt uns förmlich innerlich und wir spüren den Schmerz oft sogar körperlich. 

Viele Menschen leiden an den Folgen eines gebrochenen Herzens, trotzdem wird diese Form des Schmerzes oft nicht ernst genommen. „Hab‘ dich nicht so – er war eh ein Idiot“, kommt es dann von der besten Freundin. „Das wirst du schon überleben, habe ich auch“, sagt die Mutter. „Ist doch nicht so schlimm, lenk dich einfach ab“, tönt es vom Vater. 

Liebeskummer macht krank

Wenn du schon einmal unter massivem Liebeskummer zu leiden hattest, hast du vielleicht auch erlebt, dass du förmlich „durchdrehst“. Wer unter Herzschmerz leidet, scheint jede Verhältnismäßigkeit weit hinter sich gelassen zu haben. Seit einigen Jahren können Wissenschaftler bestätigen: Liebeskummer schmerzt, er macht Menschen krank und verrückt. Er kann einen sogar umbringen.

Liebeskummer ist eines der schlimmsten Gefühle, die wir Menschen haben können.

So hoch uns die Liebe in den Himmel hebt, so tief fallen wir, wenn sie uns abhandenkommt. Die Auswirkungen von Liebesentzug sind mittlerweile sehr gut erforscht. Dabei wird deutlich, dass, wenn wir verliebt sind, vor allem zwei Regionen in unserem Gehirn aktiv sind: das Belohnungssystem und der Bereich, der bei einer Sucht stimuliert wird. Nach einer Trennung sinkt das Dopamin, das für unsere Glücksgefühle verantwortlich ist, rapide. Wir befinden uns also in einem echten Entzug. Dafür wiederum steigen die Level der Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Wir fühlen uns gestresst, sind unruhig, haben Herzrasen und schlafen schlecht. Unsere Gedanken kreisen permanent, wir können uns nicht richtig konzentrieren und unsere Leistungsfähigkeit nimmt ab. Wir ziehen uns zurück, sind antriebslos und pessimistisch. Im Extremfall kommt es sogar zu Suizidgedanken. Oder wir werden aggressiv und verhalten uns gegenüber anderen asozial. Im schlimmsten Fall bricht das Herz im wahrsten Sinn des Wortes. Wir erleben eine Art Herzinfarkt mit starken Brust- und Herzschmerzen, Atemnot sowie Todesangst.

All das führt dazu, dass Menschen nach einer Trennung die verrücktesten Dinge tun. Sie befinden sich in einem Wechselbad der Emotionen. Die einen tun alles, um ihren ehemaligen Partner zurückzugewinnen. Sie schreiben täglich Nachrichten, verfolgen alles, was der andere auf Social Media macht, bringen Freunde und Familie dazu, noch einmal mit dem oder der Ex zu sprechen, sie flehen und betteln darum, wieder zusammenzukommen. Auf der anderen Seite kommt es auch zu Rachegedanken. Dem Partner wird ein eventuelles neues Glück mit einer anderen Person oder als Single nicht gegönnt. Das führt sogar dazu, dass sie beispielsweise die Autoreifen aufschneiden, den anderen beleidigen, Gerüchte verbreiten und anderes. Fakt ist, dass wir uns nach einer Trennung erstmal in einem Ausnahmezustand befinden. 

Eine psychologische Betrachtung von Liebeskummer

Während die Betroffenen von Emotionen überwältigt sind, teilen Psychologen diesen seelischen Ausnahmezustand professionell distanziert in verschiedene Phasen ein. Diese ähneln auch den Phasen in einem Trauerprozess. Zunächst wollen die Verlassenen nicht wahrhaben, dass es vorbei ist. In dieser Zeit versuchen die Verlassenen, den Kontakt nicht abbrechen zu lassen – sie schreiben Nachrichten oder bombardieren den Ex-Partner mit Anrufen. Verantwortlich für dieses Verhalten sind die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin, die im Laufe der Evolution dazu dienten, ebenso verzweifelt wie energisch ein verlorenes Muttertier zurückzurufen. Mit der gleichen Beharrlichkeit versuchen nun verlassene Menschen, den Partner zurückzuerobern.

Lässt sich das Ende der Beziehung nicht mehr leugnen, fällt wie schon erwähnt der Dopaminspiegel rapide ab. Daraufhin folgt meist eine depressive Phase. Die Gedanken der Verlassenen drehen sich um eine Frage: warum? Nächtelang liegen sie wach und zermartern sich das Gehirn. Am Ende der zweiten Phase empfinden kommt es zu Wut und Rachegefühle.

Wie lange diese Phasen dauern, ist unterschiedlich, doch erst, wenn sie überstanden sind, kehrt langsam wieder Zuversicht ein. Die Situation wird akzeptiert und es werden wieder Pläne für die Zukunft gemacht. Doch bis dahin ist der Weg beschwerlich. In einer Studie an Liebeskummerkranken stellte der Verhaltensforscher Michael Bechinie von der Universität Wien schon vor Jahren fest, dass 45 Prozent der Studienteilnehmer Selbstmordgedanken hegten und Trauerreaktionen ähnlich wie beim Tod eines Angehörigen zeigten.

Welchen Sinn hat Liebeskummer?

Diese Frage stelle sich auch der Neurobiologe Oliver Bosch von der Universität Regensburg, der mit seinem Kollegen Larry Young vom Yerkes Institute in Atlanta nach einer Antwort danach suchte, warum Menschen oft so selbstzerstörerisch handeln, wenn eine Beziehung endet. Als Studienobjekt dienten Präriewühlmäuse, die dafür bekannt sind, lebenslange Paarbeziehungen zu pflegen. Es kommt bei den Nagern zwar vor, dass sich männliche Mäuse auf ihren Streifzügen in Affären mit anderen Partnerinnen stürzen, aber abends kehren sie stets ins heimische Nest zurück.

Die Forscher wollten wissen, was passiert, wenn das Weibchen nicht mehr zu Hause wartet, sondern verschwindet. Hier gab erstaunliche Parallelen zu menschlichem Verhalten. Innerhalb weniger Tage als „Single“ wurde das männliche Tier antriebslos und wies Anzeichen ähnliche denen einer Depression auf. Die Präriewühlmaus-Männchen ließen sich im wahrsten Sinne des Wortes hängen. Zeigen sich die Nager in Regel etwas wehrhaft, wenn sie mit dem Schwanz an einem Stab befestigt werden, blieben die Mäuse mit Liebeskummer einfach hängen. Als Gegentest verabreichte der Forscher den liebeskranken Mäusen Antidepressiva – und gleich ging es ihnen besser.

Im Ergebnis zeigte sich, dass der Herzschmerz der Mäuse durch den Botenstoff CRH (Corticotropin-Releasing-Hormone) ausgelöst wird. Dieser ist in dem Areal des Gehirns aktiv, das für Emotionen und Stressverarbeitung zuständig ist. Jede Maus in einer Partnerschaft hatte erhöhte Werte, die jedoch nur nach einer längeren Trennung Symptome ausbildeten. Bosch nimmt an, dass die Männchen abends wieder ins Nest zurückkehren, um die unangenehmen Zustände zu vermeiden. „Mit dem Eingehen einer Bindung zu einem Partner haben sie eine Art geladene Kanone vor sich“, sagt der Neurobiologe. „Das System wird im Gehirn angelegt, und wenn es zu einer Trennung kommt, wird die Kanone abgefeuert.“

Wie sich das bei Menschen auswirkt, erforschten die Anthropologin Helen Fisher an der Rutgers University und Lucy Brown, Neurowissenschaftlerin am Albert Einstein College of Medicine in New York. Sie ließen dazu College-Studenten Fotos ihrer Ex-Partner betrachten und legten ausreichend Taschentücher in Reichweite.

Dabei zeichnete ein Kernspintomograf bei den Gehirnen eindeutige Aktivitäten auf. Vor allem aktiv waren die Bereiche des Gehirns, die für Motivation zuständig sind, aber auch das nach Erfüllung strebende Dopaminsystem sowie die Inselrinde und der Cortex cingularis anterior (ACC), der bei physischem Schmerz und Stress eine Rolle spielt.

„Liebe wirkt nicht wie ein bestimmtes Gefühl, sondern eher wie eine Droge“, erklärt Brown die Ergebnisse. Dementsprechend zeigten die Probanden mit Liebeskummer ähnliche Aktivitätsmuster wie beim Drogenentzug. 

5 Tipps, eine Trennung zu verarbeiten

Nach einer Trennung erscheint zunächst alles sinnlos und die üblichen Floskeln, dass die Zeit alle Wunden heilt, oder Ähnliches will niemand hören. In den ersten Tagen gibt es auch wahrscheinlich nichts, das wirklich hilft, doch mit ein paar Tipps fällt es dir leichter, mit einer Trennung fertig zu werden.

  1. Lass dich auf deine Gefühle ein

Trauer, Wut, Schmerz – lass erst einmal alles zu, was in der vorgeht. Läufst du davor weg, werden dich deine Gefühle irgendwann einholen und dann ist es meist noch schlimmer. Gönn dir ein paar Tage für dich. Mache das, was du jetzt brauchst: Schaue Serien, iss haufenweise Eiscreme, geh trainieren, telefoniere mit Freunden. 

  1. Akzeptanz

Die Beziehung ist vorbei – kommuniziere das auch offen innerhalb deines Umfelds. Du musst dabei nicht auf Details eingehen, doch je öfter du es aussprichst, desto klarer wird auch dir werden, dass dies eine Tatsache ist. Auch wenn es schmerzt, ist es für deinen Heilungsprozess wichtig, zu akzeptieren, dass deine Beziehung beendet ist.

  1. Versuche, das Positive zu sehen

Das klingt erstmal hart, schließlich hast du gerade den Menschen verloren, der mit das Wichtigste in deinem Leben war. Wir tendieren in einer solchen Situation dazu, den anderen zu glorifizieren und nur die tollen Eigenschaften zu sehen. Denk daran, du befindest dich gerade in einem „Entzug“. Auch hier wird die Droge, die es jetzt nicht mehr gibt, oft nur als positiv wahrgenommen. Überlege aber einmal, ob die Trennung auch gute Seiten hat. Führe dir vor Augen, worauf du in der Beziehung verzichtet hast. War dein Partner ein Sportmuffel, dann könntest du jetzt wieder ohne schlechtes Gewissen jeden Tag trainieren gehen. Du kannst dir auch einmal aufschreiben, welche Eigenschaften dich an deinem Partner gestört haben – das laute Schnarchen, dass sie nie Entscheidungen treffen konnte, dass er nie im Haushalt geholfen hat. Denke daran, dass du dich damit nicht mehr herumärgern musst und du jetzt Zeit hast, ganz und gar deine Interessen auszuleben und dich zu entfalten. Mache das, was dir gefällt und guttut. 

  1. Frischen Wind ins Leben bringen

Die Zeit, die du sonst mit deinem Partner verbracht hast – vielleicht auch mit Aktivitäten, die dir nicht so viel Spaß gemacht haben – kannst du jetzt für dich nutzen. Gerade nach einer langen Beziehung mag es sich etwas komisch anfühlen, plötzlich so viel „Freizeit“ zu haben. Gibt es Dinge, die du schon immer einmal machen wolltest: in diese eine Stadt reisen, ein neues Hobby anfangen, eine Weiterbildung machen, die Karriere voranbringen. Oder willst du endlich wieder deine Familie und Freunde mehr sehen – dann ist jetzt deine Zeit dafür. Denkst du doch noch oft an die gemeinsame Zeit zurück, ist gut, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen oder sich mal richtig auszupowern. 

  1. Loslassen

Eine Trennung ist immer schwer und belastend. Mit etwas Abstand erkennst du vielleicht, dass du und dein Ex-Partner ohnehin keine Zukunft gehabt hätten oder dass er oder sie nicht diese eine Person waren. Das Beste, was du tun kannst, ist, diese Person loszulassen. Nur dann bist du wieder frei, einen neuen Menschen kennenzulernen, der besser zu dir passt. Damit du nicht permanent an deine Ex-Beziehung erinnert wirst, hilft es, alle Kontaktmöglichkeiten zu unterbinden. Entferne diese Menschen von deinem Social Media, lösche die Nummer, entsorge Geschenke oder Fotos (oder pack sie zumindest in eine Kiste, die du am besten nicht bei dir zu Hause lagerst). 

Aber nicht nur die Menschen mit Liebeskummer können selbst etwas gegen ihren Herzschmerz tun. Wenn wir eine Trennung in unserem Umfeld mitbekommen, sollten wir den Schmerz der Betroffenen ernst nehmen. Aufeinander achtzugeben und zuzuhören, unterstützt sie dabei, das gebrochene Herz schneller wieder zu heilen oder dabei zumindest nicht allein zu sein.

Hast du gerade Liebeskummer oder andere Schmerzen, die dein Leben einschränken? Ermittle mit unserem kostenlosen Selbsttest dein Schmerzlevel. 

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