Fühlst du dich einsam? Was du gegen die Leere in deinem Leben tun kannst
Dir ist etwas Großartiges passiert und du willst unbedingt jemandem davon erzählen. Von deinem neuen Job, deinem erreichten Fitnessziel, dem neuen Hobby.
Doch da ist niemand. Und plötzlich schlägt sie zu: die Einsamkeit. Was aber ist Einsamkeit und was kannst du gegen dieses ungute Gefühl tun?
Jeder Mensch empfindet Einsamkeit unterschiedlich. Prof. Dr. Maike Luhmann, eine der führenden deutschen Einsamkeitsforscherinnen, definiert Einsamkeit als „eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlichen sozialen Beziehungen“. Einsamkeit tritt also besonders auf, wenn deine sozialen Beziehungen nicht deinen persönlichen Wünschen oder Bedürfnissen entsprechen.
Zum Beispiel kann Einsamkeit für manche einen empfundenen Mangel an engen, emotionalen Bindungen bedeuten. Für andere entsteht Einsamkeit, wenn sie weniger Kontakt zu anderen Menschen haben, als sie es gerne möchten.
Gründe für Einsamkeit
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum sich Menschen heute einsam fühlen. Dazu gehört unter anderem, dass es im Gegensatz zu früher viel mehr Einpersonenhaushalte gibt. In den vergangenen rund 70 Jahren hat sich die Art des Zusammenlebens in Deutschland gewandelt: 2022 gab es mehr als doppelt so viele Einzelhaushalte wie noch 1950. Drei-Generationen-Haushalte sind nahezu verschwunden. Aktuell lebt in rund 41 % aller Haushalte nur eine Person, was das Potenzial für Einsamkeit erhöht.
Die äußeren Lebensumstände spielen beim Thema Einsamkeit ebenfalls eine große Rolle. In der Regel ist es so, dass Menschen auf dem Dorf weniger einsam sind, da der soziale Zusammenhalt dort noch größer ist als in Städten, in denen viele anonym leben und noch nicht einmal die Nachbarn im Stockwerk darüber oder darunter kennen. Auch Arbeitslosigkeit und Erwerbsunfähigkeit können in die soziale Isolation führen – nicht nur weil das Geld knapp ist, sondern auch, weil damit oft ein Verlust an Selbstwertgefühl einhergeht und es keine sozialen Kontakte zu Kollegen gibt. Der Umzug in eine neue Stadt, die Trennung von einem Lebenspartner oder schwere Krankheit können ebenfalls Auslöser für aufkommende Einsamkeit sein.
Sind nur alte Menschen einsam?
Einsamkeit wurde lange Zeit nur als Problem betrachtet, das ältere Menschen betrifft. Gründe hierfür waren zum Beispiel der Verlust des Ehepartners, durch die Rente verlorene soziale Kontakte am Arbeitsplatz, dass die Familie weit weg wohnt oder die Unterbringung in einem Pflegeheim.
Doch spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar, dass auch Jugendliche und junge Erwachsene einsam sind. Keine andere Altersgruppe erlebte während der Pandemie einen so starken Anstieg der Einsamkeit und auch 2022 und 2023 lagen die Werte noch deutlich über dem Vor-Pandemie-Niveau. Doch handelt es sich dabei immer noch um Nachwirkungen der Pandemie, oder ist es zum grundsätzlichen Problem geworden, dass immer mehr jüngere Menschen an Einsamkeit leiden? Die Bertelsmann Stiftung veröffentlichte vor Kurzem eine repräsentative Umfrage zum Thema: Wie einsam sind junge Erwachsene im Jahr 2024? Der Anteil der moderat oder stark einsamen jungen Menschen lag dabei bei 46 %.
Einsamkeit ist also ein Thema, das sich durch alle Altersgruppen und soziale Sichten zieht und jeden treffen kann.
Einsam ist, wer sich Einsam fühlt
Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl – es gibt Menschen, die sich trotz vieler sozialer Kontakte sehr einsam fühlen und solche, die sich nicht einsam fühlen, obwohl sie sehr viel Zeit ohne andere Menschen verbringen. Dein eigenes Empfinden ist also der beste Maßstab dafür, ob du einsam bist oder nicht.
Unabhängig davon, wie alt du bist oder welche Ursache deine Einsamkeit hat: chronische Einsamkeit senkt die Lebensqualität und wirkt sich negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit aus. Insbesondere wenn die Einsamkeit über einen längeren Zeitraum andauert, macht sich das bemerkbar und du wirst wahrscheinlich darunter leiden.
Einsamkeit überwinden
Doch Es gibt viele Wege, die aus der Einsamkeit herausführen. Sie haben jedoch alle eines gemeinsam: Sie beginnen mit dem Entschluss, aktiv zu werden. Die Vorstellung, dass sich neue Freundschaften ergeben oder du einfach so neue Leute kennenlernst, ohne selbst etwas dafür zu tun, entspricht nicht der Realität.
Um Einsamkeit zu überwinden, ist es wichtig, aktiv an der Pflege sozialer Beziehungen zu arbeiten. Diese Tipps können dir dabei helfen
Menschen mit gleichen Interessen treffen
Schreibe dir einmal deine Hobbys und Interessen auf und überlege dann Wege, wo du Menschen treffen kannst, die sich für das gleiche begeistern. Du liest gerne? Vielleicht gibt es einen Buchclub in der Nähe. Du gehst gerne wandern oder joggen? Schau, ob es in deinem Ort eine Sportgruppe gibt, der du beitreten kannst. Du kochst liebend gerne? Dann könntest du in einem Kochkurs neue Leute kennenlernen.
Nutze Social Media sinnvoll
Online ist es relativ einfach, Gruppen zu finden mit Menschen, die die gleichen Interessen haben. Sei aber vorsichtig und verbringe nicht den ganzen Tag online, sondern achte auch darauf, in der echten Welt etwas zu unternehmen.
Ehrenamtliche Arbeit
Durch ein ehrenamtliches Engagement bekommst du eine gute Möglichkeit, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Informiere dich, ob du in deiner Nähe zum Beispiel ein Tierheim oder einen anderen Verein unterstützen kannst.
Für andere da sein
Versuche in deinem Umfeld zu helfen. Vielleicht kannst du einem älteren Nachbarn mit den Einkäufen helfen, deine Freundin mit den Kindern unterstützen oder einem Freund zuhören, dem es gerade nicht gut. Indem du anderen etwas gibst, profitierst auch du davon. Anderen zu helfen, stärkt das Selbstbewusstsein und du erfährst, dass du für andere Menschen wichtig bist.
Willst du wissen, wie groß die Rolle ist, die Angst in deinem Leben spielt? Finde es jetzt heraus mit unserem kostenlosen Selbsttest.
